Es war ein verschlafener Samstagmorgen, irgendwo zwischen zu früh zum Aufstehen und zu spät zum Umdrehen. Ich schlurfte in die Bäckerei um die Ecke – frische Semmeln, klar – doch dort lag sie, auf Augenhöhe am Zeitungsständer: die Wochenendausgabe der Zeitung meines Vertrauens. Fünf Euro. So viel wie ein kleiner Kaffee im hippen Viertel oder ein Drittel eines Kinotickets, dachte ich. Ein Luxusartikel in einer Welt, in der Nachrichten jederzeit kostenlos aus dem Smartphone quellen.
Aber ich nahm sie mit. Und zu Hause, zwischen Marmeladensemmel und Kaffeegeruch, entfaltete sie sich: Ein langes Porträt über einen alten Uhrmacher in der Uckermark. Eine überraschend tiefe Analyse zur geopolitischen Lage in Ostasien. Eine Kolumne, die mich zum Lachen brachte. Und dann dieses Wochenend-Feuilleton, das ich erst verachtete – und später verschlang. Kein Algorithmus spülte mir diese Artikel in die Hand. Ich hatte sie nicht „gesucht“. Ich hatte sie gefunden.
Am Nachmittag lag sie zerfleddert auf dem Küchentisch. Gelesen, mit Eselsohren, mit Kaffeeflecken. Ich hatte Zeit geschenkt bekommen – nicht nur Informationen. Eine Einladung zum Innehalten, zum Nachdenken, zum langsamen Lesen in einer schnellen Welt.
Fünf Euro. War es das wert?
An diesem Wochenende: Ja. Und vielleicht nächsten auch.
Autor und Vorschaubild: ChatGPT
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