Schon letztes Jahr gab es negative Umschreibungen, für das Vorhaben von Facebook und Consorten, eine eigene digitale Weltwährung zu etablieren. Erste und namhafte Partner, z.B. Mastercard, Visa und Paypal, sind bereits abgesprungen und sehen keine Zukunft für dieses Projekt. So zitierte auch fakeJournal letztes Jahr “Operation Größenwahn” – die Einschätzung der Zeitung “Zeit” zur Einführung der Libra.

Nunmehr ist über ein Jahr vergangen und in der Tat, das Libra Projekt kommt nicht recht voran. Es wurde abgespeckt zu einen mehr oder weniger Zahlungsdienstleister (aha, der Wirecardgedanke!).

Nach diversen Änderungen der ursprünglichen Pläne hat die in Genf ansässige Libra Association, ein Gemeinschaftsprojekt von Facebook und Unternehmen aus der Finanz- und Digitalbranche, Mitte April bei der Schweizer Finanzaufsicht Finma eine Lizenz für das neue Zahlungssystem beantragt.

Die Aufsichtsbehörde teilte mit, dass sich das vorgelegte Gesuch zwar deutlich von dem ursprünglich eingereichten Projekt unterscheide. Seine geplante Reichweite erfordere allerdings ein international koordiniertes Vorgehen. Im Klartext bedeutet das: Die Genehmigung wird dauern.

  • https://www.tagesschau.de/wirtschaft/facebook-libra-waehrung-101.html

Die Libra Association selbst definiert das Vorhaben wie folgt:

Das Libra-Zahlungssystem ist eine Infrastruktur, die mehr Menschen Zugang zu Finanzdienstleistungen bieten soll. Es ruht auf drei Eckpfeilern:

  1. eine sichere, skalierbare und zuverlässige Blockchain als technologisches Rückgrat des Zahlungssystems,
  2. Libra-Münzen, abgesichert durch eine Reserve aus Bankeinlagen und sehr kurzfristigen Staatsanleihen, und
  3. Governance durch die unabhängige Libra Association und ihre untergeordneten Libra-Netzwerke, die das Zahlungssystem entwickeln und betreiben.
  • https://libra.org/de-DE/learn-faqs/#questions

Das allwissende Wiki definiert die Risiken und Vorteile von Libra:

Inhaber von Libras gehen eine Reihe von Risiken ein:

Wechselkursrisiko: Ähnlich wie die Sonderziehungsrechte basiert die Wertsicherung des Libra auf einem Währungskorb. Entsprechend hat der Inhaber des Libra ein Wechselkursrisiko, das um so größer ist, je geringer die Gewichtung seiner Heimatwährung im Währungskorb des Libra ist. Liegt z. B. der Anteil des Euro im Währungskorb bei 30 %, so erwirbt der Anleger in Libra aus dem Euroraum faktisch 30 % Euro und 70 % Fremdwährung. Im Falle einer Wirtschafts- oder Währungskrise behält sich das Konsortium vor, den Währungskorb anzupassen. Dies verursacht weitere Wechselkursrisiken.

Keinen direkten Anspruch auf Auszahlung in etablierten Währungen: Es gibt stattdessen einen Währungshandel zwischen Libra und anderen Währungen. Aufgrund der Abdeckung durch Währungsreserven sollte sich der Kurs entsprechend dem Wert des Währungskurses einpendeln. Dies setzt das Vertrauen des Marktes in die Werthaltigkeit voraus. Geht dieses Vertrauen verloren, so würden sich andere Marktpreise des Libra ergeben.

Liquiditätsrisiko: Die Reserven werden nicht in Bargeld oder Sichteinlagen gehalten, sondern in festverzinslichen Anleihen. Im Fall eines Bankansturms, wenn viele Anleger gleichzeitig aus dem Libra aussteigen wollen und die Reserve hierzu genutzt werden soll, ist diese nicht sofort liquide und der Verkauf mit einem Wertverlust verbunden.

Die Konstruktion von Libra als zinslose internationale Währung – ähnlich den Sichteinlagen in nationaler Währung – zielt jedoch eindeutig auf die Zahlungsmittelfunktion des Geldes und nicht auf die Wertaufbewahrung. Ob Nutzer trotz der Risiken zu der neuen Währung tendieren, hängt von den zu erwartenden Kosten für Transaktionen in Libra und deren Geschwindigkeit z. B. im internationalen Zahlungsverkehr ab. Libra könnte den Nutzern im Gegensatz zu Kreditkartenunternehmen, herkömmlichen Bankkonten oder Bargeldtransfers mit Western Union schnelle, kostenlose Transaktionen zwischen allen Teilnehmern bieten, weil der Reservestock Zinseinkommen zur Kostendeckung abwerfen soll. Die Kosten durch aktuell negative Leitzinsen bei Yen und Euro könnten im Währungskorb kompensiert werden. Halten Nutzer wie beim Bargeld nur geringe Beträge in ihrer elektronischen Börse, fallen die oben genannten Risiken nicht stark ins Gewicht.

Es sieht aktuell so aus, dass der Bildschirm dunkel bleibt und es ersteinmal keine Libra Währung und Handel geben wird. So titelt das “manager magazin” (Meldung vom 11.09.2020):

Finanzminister Olaf Scholz hat fünf große EU-Staaten zu einer Allianz gegen Libra, Bitcoin und Co. versammelt. Die wilde Welt der privaten Geldschöpfung mit Kryptowährungen könnte bald in Europa illegal werden.

  • https://www.manager-magazin.de/unternehmen/bitcoin-libra-kryptowaehrungen-droht-verbot-der-europaeischen-union-a-2782a17b-64a9-4aa2-9f05-600fa8820f34

 

 

 

 

Bildnachweis: © Peter Atkins – Fotolia.com – Video

 

.

.

.

.

.