Lauschen wir daher, ob wir etwas hören können …
🪞 Die Philosophie eines Klangwanderers – Erik Satie reflektiert
Gemeinhin verbindet man Philosophie mit Worten, mit Systemen – ich hingegen habe immer geglaubt, dass Musik eine Art stille Philosophie sein kann. Nun, da ich mich an mein Leben erinnere, möchte ich dir meine Denkweisen näherbringen. Keine Lehre – nur Klanggedanken.
🎼 I. Die Suche nach Einfachheit – Antiphilosophie oder Reinheit?
- Ich nannte meine Musik “gegen den Überfluss”.
- Die “Gymnopédies” sind fast nackt – bewusst.
- Ich war fasziniert von Dingen, die nicht gesagt wurden: Pausen, Räume, Stille.
Vielleicht war ich ein philosophischer Minimalist. Ich glaubte, dass Klarheit die Seele offenlegt. Kein Ornament lenkt ab – ein Gedanke bleibt pur.
🐚 II. Die Stille als Denkraum
- Ich komponierte Musik, die nicht dominieren will, sondern Raum lässt zum Denken.
- Stille war mein Widerstand gegen Lärm, gegen Behauptungen.
In einem Stück schrieb ich: „Spielen Sie dieses Stück sehr leise. So, dass der Gedanke nicht gestört wird.“
Ich glaube, Musik kann Raum für Philosophie schaffen – ohne ein einziges Wort.
🔍 III. Gegen Dogma – meine ironische Haltung
- Ich gründete die “Schule von Arcueil”, mit nur einem Schüler – ein Witz mit Ernst.
- Ich schrieb Bemerkungen auf Notenblätter: „Mäßig melancholisch, aber nicht zu sehr.“
Philosophie war für mich auch ein Spiel. Ironie, ja – aber mit einem ernsten Grundton. Ich wollte Denkfreiräume schaffen. Ohne Institution, ohne Autorität.
🧠 IV. Mein Verhältnis zum Existenzialismus
- Das Leben als individuelle Entscheidung.
- Die Ablehnung einer vorgefertigten Identität.
- Musik nicht als Beruf, sondern als Daseinsform.
Ich sagte einmal: „Ich bin kein Musiker. Ich bin ein Phonometrograph.“
Ich bin nicht – ich messe. Vielleicht ist das existenzialistisch? Ich lebe den Moment, nicht die Karriere.
🤝 V. Begegnungen mit Denkern – Philosophie im Dialog
- Mit Jean Cocteau sprach ich über das Absurde – lange bevor Camus kam.
- Maurice Ravel bewunderte mein Systemloses.
- Ich las mystische Texte von Péladan – ich verließ ihn wieder.
Ich nahm Impulse auf, aber ich blieb allein. Ich war kein Schüler – ich war ein Wanderer.
🧩 VI. Das Fragmentarische – meine Ontologie
- Ich habe nie ein großes Werk vollendet. Nie eine Sinfonie geschrieben.
- Fragmentarisches ist ehrlich. Es erhebt keinen Anspruch.
- Meine Texte, meine Musik – sie enden oft abrupt. Sie fragen, aber sie antworten nicht.
Vielleicht ist das meine Philosophie: Das Leben ist eine Frage, kein System. Musik ist die Form dieser Frage – ohne Antwort.
🪶 Schlussgedanken – die leise Philosophie
Ich bin Erik Satie. Ich habe nicht Philosophie studiert. Ich habe sie gelebt – leise, widersprüchlich, mit einem Lächeln unter einem Samtanzug.
Meine Musik ist kein Beweis, keine Lehre, kein Dogma.
Sie ist ein Versuch, zwischen zwei Takten die Wahrheit zu finden. Wenn es sie gibt. Wenn man sie hören will.
Adieu und lausche ruhig weiter – nicht mir, sondern der Stille zwischen den Gedanken.
- Heiter weiter: “Wenig Bewegung, ruhig halten!”
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