Als die Dämmerung über den Weihnachtsmarkt hereinbricht, verwandelt sich die Welt in einen schimmernden Wintertraum. Sanfter, zarter Schnee beginnt zu fallen – jener Schnee, der auf dem Mantel schmilzt, aber die Lichter am Himmel heller denn je erstrahlen lässt. Und mit dem Schneefall kommt etwas noch Unwiderstehlicheres: der Duft von Weihnachtsleckereien, der durch die Luft zieht.

Eine lange Reihe von Essensständen erhellt den Weg mit warmem Laternenlicht. Hier stehen auf dem Holztresen Tabletts mit goldgelben, mit Puderzucker bestäubten Gebäckstücken. Ihr süßer Duft vermischt sich mit einem Hauch von Zimt und weckt Erinnerungen an Kindheitserinnerungen an Feiertage und selbstgebackene Leckereien. Besucher versammeln sich in kleinen Gruppen und lachen, während sie versuchen, sich für nur ein Dessert zu entscheiden … und scheitern meist.

 

 

Ein Stück weiter unten rührt ein Mann einen riesigen Topf mit heißer Schokolade, so dickflüssig und reichhaltig, dass sie fast wie Samt aussieht. Langsam steigt Dampf auf und trägt den Duft von Kakao zu allen Vorbeigehenden. Die Menschen umfassen die warmen Tassen mit den Händen und lassen die Wärme in ihre Finger und die Süße in ihre Lächeln sickern.

Dann wird der Grill angeheizt – brutzelnde Würstchen, Bratkartoffeln und frisch geröstetes Brot. Eine Menschenmenge versammelt sich, angelockt vom vertrauten Knistern und der Aussicht auf einen herzhaften Wintergenuss. Man kann die Tradition förmlich schmecken.

 

 

In der Nähe teilt sich eine Familie warme Waffeln mit Beeren und Sahne, während zwei Freunde einen kandierten Apfel teilen und lachen, als der klebrige Zucker an ihren Handschuhen kleben bleibt. Jeder Geschmack fühlt sich wie ein Fest an.

Dieser verschneite Abend verwandelt den Markt in ein Fest für die Sinne – einen Ort, an dem Geschmack, Duft und Magie zusammenkommen, um eine Weihnachtserinnerung zu schaffen, zu der man Jahr für Jahr zurückkehren möchte.

 

Text & Fotos: AI, kuratiert von Yo

 

Alles so friedlich und still – wäre da nicht Baki:

Liebe Investoren, liebe Leser,

heute geht es in meiner Kolumne nicht um Aktien, Earnings oder AI, sondern, aus aktuellem Anlass, um das Verhältnis Deutschlands mit dem Kapitalmarkt.

Während Amerikaner und Australier den Kapitalismus nutzen, um Wohlstand zu mehren, verliert sich Deutschland in Renten-Romantik und lässt zugleich zu, dass Sparer systematisch geschröpft werden.

Die USA führen uns vor, wie tief Kapitalmärkte in ihr Selbstverständnis eingebaut sind. „Trump Accounts” – staatlich organisierte Investmentkonten für jedes Kind, geboren zwischen 2025 und 2028, bestückt mit 1.000 Dollar Startkapital aus dem US-Finanzministerium und investiert in breite Aktien-Indexfonds. Und dann Michael und Susan Dell, die einfach mal 6,25 Milliarden Dollar drauflegen, um zusätzlich 25 Millionen Kindern in einkommensschwächeren Regionen 250 Dollar Investmentkapital zu schenken. Jedes Kind in den USA soll von frühauf mit Aktieninvestments aufwachsen. Der Kapitalmarkt ist für Amerikaner kein abstraktes Übel, sondern ein bewährtes Mittel, um Wohlstand zu schaffen.

Und Deutschland? Deutschland betreibt ökonomischen Selbstmord. Wir sind Zeugen eines doppelten Vermögensraubes an der Bevölkerung. Der erste wird vom Staat organisiert, der zweite von den Hausbanken.

Fangen wir beim staatlichen Versagen an: der Rentenpolitik. Heute wird über das Rentenpaket abgestimmt, das eher den Namen „Rentnerpaket” verdient, weil die Lasten konsequent auf die nächste Generation verschoben werden. Das eigentliche Problem: Das Umlageverfahren – die Jungen finanzieren die Alten – kollidiert frontal mit der Demografie. Immer weniger Beitragszahler stehen immer mehr Rentnern gegenüber. Die Rentenzahlungen werden inzwischen zu gut einem Viertel aus Steuermitteln gestützt: aktuell sind es knapp 120 Milliarden Euro an Bundeszuschüssen in die gesetzliche Rentenversicherung. Die Notwendigkeit einer verpflichtenden, kapitalgedeckten Altersvorsorge wird systematisch verdrängt. Das Ergebnis ist eine dreifache Katastrophe: Das Umlagesystem frisst immer mehr vom Steuerkuchen, Deutschland steuert auf eine chronische Altersarmut zu, und, ein Aspekt, der in dieser Debatte oft verdrängt wird: Deutschlands Selbstverzwergung als Investor auf den Weltkapitalmärkten.

Das Gegenbild liefert Australien. Dort gibt es zwar ebenfalls eine staatliche Grundversorgung, aber die relevante Altersvorsorge heißt Superannuation. Die Superannuation Funds sind das Powerhouse des australischen Wohlstands. Arbeitgeber führen dort verpflichtend 12 Prozent der Gehälter in diese Fonds ab. Das Ergebnis: Australien, ein Land mit weniger Einwohnern als Benelux, verwaltet Pensionsvermögen von über drei Billionen US-Dollar. In zehn Jahren könnten die „Aussies” sieben Billionen Dollar AuM haben, Kanada und UK überholen und nach den USA zum Land mit dem höchsten Pensionsvermögen aufsteigen. Damit werden australische Rentner die zweitgrößten Investoren der Welt und deren Anleger zu den mächtigsten und begehrtesten Kapitalgebern der Welt aufsteigen. Damit wächst auch die wirtschaftliche und außenpolitische Macht Australiens.

Deutschland hingegen hat sich stattdessen entschieden, mit immer höheren Transferleistungen einen hoffnungslosen Kampf gegen die Altersarmut zu führen. Der Bürger als Eigentümer von Unternehmen und Volksvermögen? Fehlanzeige.

Dass vor diesem Hintergrund immer mehr junge Menschen die Sache selbst in die Hand nehmen, ist kein Wunder. Die Zahl der Wertpapierdepots ist seit 2015 um fast zwei Drittel auf über 36 Millionen gestiegen. Deutschland entdeckt Aktien, ETFs und Investmentfonds. Doch die breite Masse vertraut immer noch dem Bankberater um die Ecke. Und hier, insbesondere bei Sparkassen und Volksbanken, beginnt der zweite große Vermögensraub: Zertifikate.

 

Denn der Zertifikatemarkt in Deutschland wird maßgeblich von genau diesen Instituten dominiert. Nach Verbands- und Marktstudien kontrollieren Institute aus dem Sparkassenlager – DekaBank, LBBW und andere – zusammen knapp 37 Prozent des Emissionsvolumens, die DZ Bank als Zentralinstitut der Genossenschaftsbanken kommt auf gut 27 Prozent. Rund zwei Drittel des Zertifikatevolumens stammen aus Häusern, an die sich die deutsche Mittelschicht wendet, wenn sie „sicher anlegen” will.

Der Chef der KSK Köln, der größten kommunalen Sparkasse, wurde in dieser Woche in einem SZ-Interview auf genau diesen Vertrieb angesprochen. Seine Verteidigung: Man verkaufe zu 95 Prozent „einfache und sichere Festzinsanleihen als Zertifikate”, da sei nichts zu beanstanden. Die Finanzaufsicht BaFin habe das bestätigt. Das ist natürlich Unsinn. Eine Festzinsanleihe ist ein simples Produkt: Emittent, Kupon, Laufzeit, fertig. Wenn man dieselbe Zahlungsstruktur über Derivate nachbaut, sie in ein Zertifikat packt, zusätzlich das volle Emittentenrisiko des Hauses obendrauf legt, ohne das Risiko zu vergüten, das Produkt selbst handelt, dann ist das ökonomisch eben nicht dasselbe – sondern ein mehrfach veredeltes Ertragsmodell für die Bank. Ein kundenfreundlicheres Ertragsmodell wäre der Verkauf der eigenen Investmentfonds.

Dass der Sparkassen-Chef sich dabei auf die BaFin berufen kann, ist ein weiterer Skandal. Weil die Finanzaufsicht nach einer Untersuchung des Zertifikatemarkts fatalerweise verkündet hat, keine systematische Fehlberatung gefunden zu haben, ist sie mittlerweile zu einem Prüfsiegel für ein System geworden, das systematisch Vermögen von den Sparern zu den Banken transferiert.

Der Blick in die USA macht den Kontrast schärfer. Die US-Börsenaufsicht SEC und die Regulierungsbehörde FINRA haben eine klare Meinung zu solchen Konstrukten: Sie nennen sie „Complex Exchange-Traded Products”. Sie gelten als irreführend, komplex und für den normalen Privatkunden als völlig ungeeignet. Allein das Wort „Zertifikat” für ein solches Konstrukt würde in New York Sammelklagen in Milliardenhöhe auslösen. Nicht in Deutschland, dem Land des doppelten Vermögensraubes.

Schönes Wochenende. Ich freue mich über Fragen und Anregungen.

Grüße: Baki Irmak

https://thedlf.de/

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