Einleitung
In Zeiten von Informationsüberflutung und wachsender Skepsis gegenüber Medien stellt sich eine provokante Frage: Kann ein Bericht, der keine Lügen enthält, dennoch als Fake News gelten? Diese theoretische Betrachtung beleuchtet die Grauzonen zwischen Wahrheit, Auslassung und Manipulation.
Begriffsklärung
- Fake News: Bewusst verbreitete Falschinformationen mit manipulativer Absicht.
- Misinformation: Unabsichtlich falsche oder irreführende Inhalte.
- Desinformation: Strategisch eingesetzte Täuschung durch gezielte Irreführung.
- Selektive Wahrheit: Faktisch korrekte Berichte, die durch Auslassung oder Betonung eine bestimmte Interpretation fördern.
Theoretischer Rahmen
Mediale Wirklichkeit entsteht durch Selektion, Perspektivität und Konstruktion. Diese Prozesse formen ein Bild der Realität, das nicht zwingend objektiv ist.
Philosophische Einordnung
- Korrespondenztheorie: Wahrheit als Übereinstimmung von Aussage und Wirklichkeit.
- Konstruktivismus: Wahrheit ist subjektiv und abhängig von Wahrnehmung.
- Pragmatismus: Wahrheit als funktionales Ergebnis eines Erkenntnisprozesses.
Moralische Dimension
Selektive Berichterstattung kann moralische Grundüberzeugungen gezielt bedienen und dadurch Meinungen beeinflussen – ohne faktisch zu lügen.
Beispiele für selektive Berichterstattung
- Hurrikan Katrina (USA, 2005): Medien berichteten überwiegend über Plünderungen und Chaos, während solidarisches Verhalten der Mehrheit kaum erwähnt wurde. Quelle: Bonn Institute: https://www.bonn-institute.org/news/psychologie-im-journalismus-1
- Flüchtlingsdebatte (Deutschland, 2015–2016): Studien zeigen, dass Medien je nach Zielgruppe entweder positive oder negative Aspekte betonten. Quelle: ARD-Forschungsdienst: https://www.media-perspektiven.de/fileadmin/user_upload/media-perspektiven/pdf/2018/1218_ARD-Forschungsdienst_2019-01-08.pdf
- Irakkrieg (2003): Narrative über Massenvernichtungswaffen wurden medial verstärkt, obwohl die Beweislage unklar war. Quelle: Berlin Press: https://www.berlin-press.de/2023/11/11/manipulation-durch-medien-und-ihre-mechanismen-die-unsere-wahrnehmung-beeinflussen/
- ARD/ZDF Berichterstattung: Eine Studie der Uni Mainz zeigt, dass öffentlich-rechtliche Medien zwar nicht systematisch einseitig berichten, aber einen Fokus auf negative Informationen setzen. Quelle: t-online: https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_100329260/ard-und-zdf-einseitige-berichterstattung-studie-zeigt-deutliches-ergebnis.html
Fazit
Ein Bericht, der wahr ist, aber nicht vollständig, kann durchaus tendenziell und manipulierend wirken. In einem theoretischen Sinne lässt sich argumentieren, dass auch solche Texte unter bestimmten Bedingungen als Fake News gelten können – insbesondere wenn die Absicht der Beeinflussung erkennbar ist.
Fake News im fakeJournal – damit beschäftigte Teddy den treuen Sklaven ChatGPT – Fotos: webverlag.net